Meine Frau verfolgt ja jeden Tag die türkischen Nachrichten. Von Erdogans Regierung sind jetzt viele neue Gesetze geschafffen worden, auch jetzt über Alkoholverbot. Zunächst wird in kleinen Schritten der Alkoholverkauf verboten. Inzwischen sollen es schon über 30 Städte sein. Gestern wurde in der Presse bekannt, dass in Istanbul auf der europäischen Seiten ein Anwalt mit seiner Frau und 2 Kindern ein Lokal besuchte. Dort trank er mit seiner Frau einen Wein. Dann kam die Polizei hinzu und ermahnten ihn, dass er nicht in Anwesenheit seiner Kinder Alkohol trinken darf, das wäre ein schlechtes Beispiel. Es wurden seine Personalien aufgenommen und ihn angemahnt, dass er mit Folgen zu rechnen habe, wenn das wieder vorkommen sollte. Im ganzen Stadtviertel hätten jetzt alle Lokal Alkoholverbot. Auch der Verkauf in Geschäften werde untersagt. Ziel der Regierung sei es, in der ganzen Türkei Alkohlverkauf und trinken in der Öffentlichkeit zu verbieten, selbst an Stränden.
Ich weiß noch, dass ich in Gazipasa schon immer Probleme hatte, mal in einem Geschäft Wein zu kaufen. Es gab nur ein paar kleine Geschäfte, aber zu hohen Preisen. Was ist Eure Erfahrung?
Das hört sich gar nicht gut an. Über den Weg der Preiserhöhungen wird gleichzeitig auf den Verkauf von Alkohol Einfluss genommen. Meine letzte Info ist, dass z.B. ein Kasten Efes inzwischen 68 TL kostet. Im Oktober 2010 waren es noch 48 TL.
Hallo, die Geschichte aus Istanbul kann ich mir gut vorstellen.
Wir haben es selber gesehen: im Stadtteil "Sultanahmet" habe ich kein einziges Restaurant entdeckt, wo alkoholische Getränke auf der Karte standen. Unser Hotel hatte zwar eine Bar, aber nur Spirituosen. In der Nähe gab es nur 1 Minimarkt, wo Efes erhältlich.
Zum Thema passt auch folgende Presse-Meldung (sogar aus 2008):
"In Istanbul gibt's Alkohol nur für Ausländer: Deutsche Politikerinnen erforschen Realität
* Kein Alkohol für türkisch-stämmige SPD-Abgeordnete * Politikerinnen schockiert "wahres Gesicht" der Türkei
Wie "Turkish Daily News" in ihrer Online-Ausgabe weiter berichtete, ereignete sich der Zwischenfall am 18. Mai. Der Berliner SPD-Abgeordneten Dilek Kolat wurde seitens des Geschäftsführung des "Golden Horn Hotel" mitgeteilt, die in Ankara regierende islamisch orientierte AKP würde zwar den Alkoholausschank an Ausländer tolerieren, das Hotel aber sofort schließen lassen, wenn Türken Alkohol serviert werde.
Alkohol nur für Ausländer Kolat zufolge hatten ihre deutschen Kolleginnen Wein bestellt, sie selbst hatte auf Türkisch einen Raki - einen traditionellen Anisschnaps - geordert. Daraufhin habe man ihr gesagt, da sie Türkin sei, gebe es keinen Alkohol für sie - auch wenn sie eine deutsche Abgeordnete sei....."
Ansonsten wäre ein Umstieg von Efes auf "Felsgold Premium" zu probieren: 6 Dosen aktuell rund 12 TL. Die Marke erscheint in D als Billigmarke, müsste man mal testen, den Hersteller aus Krefeld halte ich aber für serios:
Vielleicht findet sich jemand, der es übersetzen kann ?
Ich verstehe nur soviel, das alle Geschäfte / Markets eine neue Lizenz zum Verkauf brauchen !! Und dies wird sehr schwierig, da z.B. keine Mitarbeiter unter 18 J. dort beschäftigt sein dürfen. Kleine Markets, wo schon mal die älteren Kinder im Laden bleiben und aufpassen, werden keine Chance mehr haben. Aber auch Supermärte, die Auszubildende einstellen oder Schüler beschäftigen, werden wohl keine Lizenz bekommen.
Desweiteren wird die Werbung (TV / Internet / Print) für Alkohol praktisch komplett untersagt, der Käufer kann also auch keine Preise mehr vergleichen, wo z.B. Efes gerade im Angebot ist....
Hier eine erste Folgerung aus obigem: Der Basketball-Club EFES (spielt in der höchsten Liga) muß den Namen ändern, auch das allg. Sponsoring der Firma (60 Mill. TL / Jahr) wird untersagt....
Ergänzung bez. Gesetz: Verkaufsstellen dürfen sich nicht in der Nähe von Schulen, Wohngebieten bzw. öffentlichen Einrichtungen...(vielleicht auch Strand ?) befinden (wenn ich das richtig verstanden habe)
Hallo, hier Infos von tourexpi: " Zu den Auswirkungen der neuen Verordnung gehört, dass der Alkoholkonsum bei Hochzeiten in Ausflugsgebieten außerhalb der Städte verboten wird. Außerdem ist es der neuen Verordnung zufolge nicht mehr möglich, alkoholische Getränke bei Cocktailempfängen zu musikalischen und künstlerischen Veranstaltungen auszuschenken...
Etliche der Fotos, die wir tagtäglich auch bei Tourexpi veröffentlichen, auf denen der gedeckte Tisch eines Restaurants mit Blick auf den Bosporus inklusive Weingläsern und Flaschen zu sehen sind, sind also ab sofort verboten. Das bedeutet, dass auch Hotels und Restaurants ihre Webseiten verändern müssen, wenn sie nicht straffällig werden wollen...
Kein Wunder, dass auch die türkische Reisebranche besorgt auf diese neue Verordnung reagiert. So zitiert „Turizmgazetesi“ den Präsidenten des Hotelverbandes Südliche Ägäis (GETOB), İlhan Açıkgöz, mit den Worten: „Ich kann gar nicht glauben, dass es diese Verordnung gibt. Auch Fünfsternehotels und Feriendörfer können außerhalb von Städten an Straßen liegen, wenn ihnen nun der Verkauf von Alkoholika untersagt wird, können die gleich schließen. Wie sollen wir das den Leuten im Ausland erklären?“ ..... Also werden wir auch unseren link zum OKYANUS-Restaurant schließen.
Und Europa schläft. Weder im Fernsehen noch in der Tageszeitung auch nur eine kritische Bemerkung zu finden. Es geht ja nicht nur um den Alkoholverbot sondern um vieles mehr. Worauf ich mir aber jeden weiteren Kommentar verkneife.
Darin liest man auch noch u.a.: "...In die gleiche Richtung geht ein neuer Anlauf zur Geschlechtertrennung: Eine Oberschule in Mersin hat ihren Schülerinnen und Schülern nun einen Mindestkörper-abstand von 45 Zentimetern befohlen, nachdem dort schon getrenntgeschlechtliche Eingänge und Pausenräume eingeführt sind...."
..."Ist die Türkei bald eine alkoholfreie Zone?..."
"Nicht mal ein Sonnenschirm darf künftig eine Bierwerbung tragen. Werbung für Alkohol wird in jeder Form untersagt. Alkoholische Getränke im Präsentkorb? Künftig verboten. Auch die Cateringfirmen, die zum Beispiel die Botschaftsempfänge in Ankara ausrichten, dürfen künftig keine Alkoholika mehr anliefern. Wenn die ausländischen Diplomaten ihren Gästen Wein, Whisky oder ein Bier anbieten möchten, müssen sie das selbst organisieren. Restaurants dürfen nach den neuen Bestimmungen nicht mehr zum Alkoholkonsum ermuntern. Damit könnte sich ein Kellner schon strafbar machen, wenn er dem Gast ungefragt eine Weinkarte vorlegt."...
Oberstes Gericht hebt Alkoholverbot auf 25. Mai 2011, 20:10
AKP untersagte Ausschank auf Veranstaltungen für "Kinder und junge Menschen"
Ankara - Die türkische Justiz hat die von der Regierung verhängten Einschränkungen des Alkoholverkaufs teilweise wieder aufgehoben. Das oberste Verwaltungsgericht des Landes annullierte am Mittwoch zunächst zwei Bestimmungen des seit Jänner geltenden Gesetzes, wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Es muss nun noch über einen Antrag der Anwaltschaft von Ankara entscheiden, die eine Aufhebung des gesamten Gesetzes fordert.
Die islamisch-konservative Regierungspartei AKP von Recep Tayyip Erdogan begründet das Gesetz mit dem Schutz der Jugend vor Alkoholismus. Säkulare Türken sehen darin jedoch einen Angriff auf ihren Lebensstil. Seit ihrem Machtantritt 2002 hat die Regierung die Steuern auf Alkohol deutlich angehoben. Ein Gesetz, das den Ausschank von Alkohol ganz aus den Städten verbannen sollte, scheiterte 2007 an der Justiz.
Das Gericht strich nun das Verbot des Alkoholverkaufs auf Veranstaltungen für "Kinder und junge Menschen". Das Gericht erklärte, diese Bestimmung widerspreche den geltenden Gesetzen, da sie "junge Menschen" als alle unter 24 Jahren definiere, obwohl Türken ab 18 Jahren Alkohol kaufen dürfen. Zudem hob das Gericht eine Bestimmung auf, wonach Geschäfte Alkohol nicht in kleinen Flaschen verkaufen dürfen. (APA)
Du bist mir zuvor gekommen. Gestern hatte meine Frau im Fernsehen davon gehört. Aber so ausführlich wie Du könnte ich das nicht nachberichten, zumal ich selbst von dem Fernsehbericht nichts verstanden hätte. Wahrscheinlich wollte sich Erdogan mit diesem Gesetz noch ein paar Stimmen zur kommenden Wahl aus dem Lager der islamistischen Hardliner holen.